Wie gehe ich damit um?

Vor wenigen Tagen habe ich an dieser Stelle über die schwierige Wahl zwischen einem Leben auf dem Weg zur Erfüllung der eigenen Big Five und einem normalen Leben geschrieben. Damals ging es für mich darum, den Abschied von bis dato „selbstverständlichen“ beruflichen Zwängen zu vollziehen. Ich wollte einen Weg finden, mein Berufsleben in Einklang mit meinen Big Five zu bringen und benötigte ein paar kleinere Schubser, um das Tor im Bauzaun aufzustossen. Heute mache ich mein berufliches Geschäft nur noch mit Rücksicht auf eigene Prinzipien, ohne aus meinem Herzen eine Mördergrube zu machen. Doch immer noch gestaltet sich der konsequente Umstieg auf die Big Five und den PFE schwierig für mich. Jetzt betrifft es den Freundeskreis. Bin ich ein Egoist, wenn ich meinen Zweck der Existenz leben möchte?

Das ist es, was ich mir vorgenommen habe: ich kenne meinen Zweck der Existenz. Er besteht darin, meine/unsere Kindern durch eigenes Vorbild und jede sonstige Unterstützung dazu zu befähigen, ihr jeweils schon jetzt erkennbar unterschiedliches Potenzial zu entdecken und zu entfalten. Meine und alle anderen Kids sollen ihre Big Five leben können. Doch dazu muss ich meine leben, oder wie seht ihr das?
Eure Meinung an dieser Stelle interessiert mich sehr! Viele Freunde bekräftigen mich darin: ein Vorbild kann nicht sein, wer selbst bei seinen Big Five Kompromisse macht.
Ideal ist es, diese Big Five so auszurichten, dass niemand Nachteile hat, wenn ich meine Big Five lebe. Doch diese Beurteilung ist zwangsläufig subjektiv gefärbt. Wie dem auch sei: was ist nun mit Freunden, die mich in meinen Big Five nicht nur nicht unterstützen, sodern sogar wie die Wellen auf mich wirken, die Kacey daran gehindert haben, mit der Grünen Meeresschildkröte auf gleicher Höhe zu bleiben.
Ihr erinnert euch? Kacey, die Bedienung aus dem Cafe am Rande der Welt schnorchelte vor der Küste von Hawaii und versuchte gegen die auflandigen Wellen anzuschwimmen, was sie so viel Energie kostete, dass sie letztlich von der Meeresschildkröte abgehängt wurde.
Was mache ich nun, wenn ein Freund mir bei der Verwirklichung meiner Big Five – die im Einklang mit meinem ZDE stehen – Kraft raubt? Nicht nur unterstützt mich der Freund nicht, er raubt mir Kraft! Ich möchte ein Projekt für Kinder mitbauf den Weg bringen, die dadurch lernen sollen ihre eigenen Talente und Big Fives früh zu erkennen. Wenn ein Freund mir dabei Energie raubt, indem er meine Motive in Frage stellt. Wie gehe ich damit um? Auf jeden Fall stelle ich fest, dass es sehr schwer sein kann, die Entscheidung für die eigenen Big Five tatsächlich in die Tat umzusetzen. Bin ich ein Egoist? Habt Ihr einen Rat für mich?

8 Kommentare zu „Wie gehe ich damit um?“

  1. Lieber Uwe,

    zuerst einmal beglückwünsche ich Dich, wenn Du Dir über Deinen ZdE klar bist. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es ein voranschreitender, sich entwickelnder Prozess ist …

    Überhaupt bin ich kein Freund davon solche erdachten Geschichten und Bücher zu sehr auf die Goldwaage zu legen, denn sicher interpretieren wir immer und überall etwas in Geschriebenes hinein. Auch hier habe ich die Erfahrung gemacht, dass sich das sogar ändert, wenn ich meinen Blickwinkel verändere.

    Ich könnte natürlich viel zu Deinem Blog schreiben, versuche aber, mich kurz zu fassen:

    So würde ich mich erst einmal versichern, ob Dein Freund wirklich „Deine Motive in Frage stellt“ oder ob er etwas anderes möchte.

    Ich selbst habe in manchen Situationen Schwierigkeiten damit, wenn ich in etwas Energie stecke, zu unterscheiden, ob es meine Energie raubt, oder ob ich im Widerstand mit etwas bin (dann ist es nicht die Sache an sich die mir Energie raubt, sondern meine Haltung und mein Standpunkt dazu). Ich stelle mir dann immer folgende Fragen;
    Worauf will mich diese Situation hinweisen?
    Begegnen mir solche Situationen öfter und erkenne ich (m)ein Muster dahinter zu agieren?
    Erkenne ich die größere Absicht dahinter?
    Was will ich nicht einsehen, denn – egal was – wenn ich mit etwas im Widerstand bin, kostet es Kraft! .. und jetzt das entscheidende: auch und insbesondere, wenn ich daran lerne! Je größer das Maß der aufgebrachten Energie, desto größer der Widerstand!

    Darüber hinaus können mich auch Widerstände einfach nur prüfen. „Will ich das wirklich?“ oder auch „Geht es mir darum es so zu machen, wie ICH es will, oder geht es mir um die Sache?“

    Wenn es wirklich ein Freund ist, dann geht es ihm um Dich! Und mal ehrlich – kann man nicht mit Menschen befreundet sein, die komplett andere Big 5 haben? … oder die sogar sagen „Was soll der aufgewärmte Quatsch mit den Big 5 – ich mag mich nicht auf eine Rolle im Buch oder mit interpretierten Geschichten vergleichen lassen.“ Ich finde – und das ist einer meiner Werte – TOLERANZ sehr wichtig. Meinen Freundeskreis danach auszusuchen, wer mit mir einer Meinung ist, finde ich eher eingeschränkt, willkürlich und nicht bereichernd… .
    ICH mag es, wenn Freunde meine Motive in Frage stellen (denn bei denen weiß ich, dass sie es gut mit mir meinen und nicht einfach nur dagegen sind), denn dann habe ich die Chance darüber nachzudenken, es mehr zu beleuchten, „die Sache“ aus unterschiedlichen Perspektiven zu sehen … .

    Wie „Der kleine Prinz“ schon sagt „Die Sprache ist die Quelle aller Missverständnisse.“ und hier muss ich mich zuerst versichern, ob es tatsächlich so ist, wie man es vermutet. Es sind schon Freundschaften zerbrochen, nur weil man falsch interpretiert hat. Stelle Dir doch nur einmal vor, Dein Freund hätte den gleichen Wunsch (wie Du es nennst eine Deiner Big 5) – er sieht es aber aus einem anderen Blickwinkel! Wäre es da nicht fatal von „Kraft rauben“ zu reden, wenn er Dich nur auf mögliche, zukünftige Widerstände hinweisen will?! Wenn er mit Dir den Weg gehen möchte, aber aufgrund seiner Erfahrungen einfach gut vorbereitet sein möchte? Wenn er einer vorzeitigen Entscheidung für etwas nur aus dem Weg geht, um sich über die Konsequenzen im klaren zu sein? Wenn er für die Sache aber gegen den Weg dahin ist?

    Erlebt Deine Kinder nicht auch manchmal bestimmte Situationen als „kraftraubend“, nur weil sie Deine Motive nicht kennen?! Dann aus Sicht der Kinder aber zu sagen „Meine Eltern unterstützen meine Big 5 nicht.“ ist eben eingeschränkt … Dazu habe ich ja gestern in meinem Blog etwas geschrieben.

    In jedem Fall weiß ich eines: Freunde wollen mich befähigen! Und wenn meine Frau mir „Kraft raubt“, weiß ich, das ICH mit etwas im Widerstand bin – und weil wir uns lieben, können wir uns sein lassen. Und wenn dann mein Gemüt abgekühlt ist, frage ich sie, wie sie es gemeint hat – und dann erkenne ich, wie sie mich unterstützen wollte und mein Widerstand verfliegt … Denn hinter der geöffneten Tür des Widerstandes reicht mir Erkenntnis und Weiterentwicklung die Hand!

    Das ist echte Freundschaft … helfen sich beizutragen, auch wenn man mit Widerständen rechnet …

    Euch das Beste

    Dirk

    1. Hey Dirk, lange nichts von dir gehört. Wir sollten mal wieder telefonieren 🙂

      Ja du hast recht: ein Buch ist nur ein Buch. Und Geschriebenes ist interpretationsfähig. Sehe ich genau so. Hier an dieser Stelle geht es ja um die Big Five, so dass ich in diesem Blog auch in dieser fiktiven und auf Bilder reduzierten Welt formuliere. Sicher kann man das auch anders ausdrücken. Und muss es wohl auch konkretisieren, um die Übertragung auf das konkrete Projekt hinzukriegen.

      Der Freund, um den es hier geht, ist nur leider sehr schwer zu erreichen. Und so schreibt er viel. Ich telefoniere lieber, aber wenn es nicht anders geht, schreibe ich auch. Er fühlt sich „angegriffen“ und „diskrimminiert“, was ich überhaupt nicht will. Nur kriege ich ihn nicht ans Telefon, um direkt zu hören, wo das Problem liegt.

      Na ja, Martina Nagel hat mir dazu ein schönes Wort geschrieben: Jeder hat seinen Weg. Manchmal gehen wir ein Stück allein, aber manchmal scheint es auch nur so.

      Vielleicht sind mein Freund und ich uns nur zu ähnlich. Jeder kann anderen erklären, wie Politik funktioniert. Doch wenn wir gemeinsam über Politik reden, haben wir manchmal Probleme damit zu erkennen, dass wir auf Augenhöhe miteinander reden. Kennst du das auch aus dem Coaching? Wie ist das, wenn ein Coach eine Herausforderung hat, die er selbst nicht lösen kann? Geht das leicht, sich zurückzunehmen und zu akzeptieren, dass die eigene Perspektive Teil der Ausgangssituation ist? Wahrscheinlich erlebst du sowas kaum. Aber was wäre, wenn? Angenommen, du hättest mit einem befreundeten Coach ein Thema. Würdest du dir zutrauen, ihn zur Lösung zu coachen. Könntest du die Freund-Freund-Ebene verlassen und euer Thema als Coach lösen?

      Politikern fällt sowas extrem schwer.

      Aber Martinas Gedanke gefällt mir da sehr gut: Jeder geht seinen Weg – und vielleicht stelle ich dann irgendwann fest, dass ich nie alleine gegangen bin.

      Euch allen, die mir auf diesem Weg helfen, wünsche ich das Beste!

  2. Hallo Uwe, ich kann Dich sooo gut verstehen!
    Gibt es doch „Freunde“ die wir jahrelang für superwichtig hielten und auf einmal ist das „freu“
    aus dem „Freunde“ raus und dafür kommt das „ende“ aus dem gleichen Wort zu Bedeutung!
    Habe auch gerade wieder die Erfahrung gemacht. Unser Weg, unsere Big Five, ist unser Weg und dafür gibt es viele neue Freunde die uns heute mehr Freude schenken. Das ist nicht egeoistisch sondern einfach irre…… irre gut!!!

  3. Claudia Held-Barduna

    Lieber Uwe,
    ich kann dich gut verstehen.
    Sehe diesen Freund doch einfach als Spiegel. Zweifelst du an manchen Stellen vielleicht selbst noch ein wenig, bist dir unsicher, musst dir selbst noch klarer werden ….! ?
    Außerdem ist das Leben immer eine Herausforderung! Auch oder gerade wenn man meint, den RICHTIGEN Weg für sich gefunden zu haben wird das Leben nicht leichter, sondern Du musst für deine Werte kämpfen….. das macht dich ja gerade stark und stärker!!

    Was das Leben unserer Kinder angeht, was mir auch sehr am Herzen liegt, da habe ich einen ganz tollen Tip für Dich bzw für Deine Kinder!!! (siehe Link)

    Meine Kinder sind z.Zt. auf diesem Camp…. eben aus dem Grund, daß ich möchte, daß sie eigenständige, selbstbewusste, achtsame, verantwortungsbewusste und glückliche Erwachsene werden!

    Sie haben bereits letztes Jahr schon mal an diesem Camp teilgenommen…. es war phantastisch und besonders meine Tochter, die mitten in der Pupertät steckt, hat mit Hilfe des Ablöserituals unglaubliche Sprünge gemacht. Dabei werden alte Muster, die wir (Vater und Mutter) unseren Kindern überstülpen aufgelöst…… Ach, da gibt es so viel zu erzählen.
    Wenn Ihr Interesse habt, kontaktiert mich einfach! (05246/82552 oder 0171-2663778)

    Hier der Link:
    http://www.jugendmitrueckgrat.de/mediapool/90/909800/data/Link_Jugend2010ingo.pdf

    Ganz liebe Grüße aus Verl
    Claudia

    P.S. Ich weiß, Du bist genau auf dem richtigen Weg!!!!!!!!!!

  4. Hallo Uwe, Hallo Dirk, ich gebe dir Dirk vollkommen Recht ,aber wie Uwe sagt um es bildlich darzustellen bieten sich die simplen Beispiele einfach an, wie auch die Gleichnisse in der Bibel. Es ist dann verständlicher.
    Die Problematik die du hast Uwe, hatte ich irgendwie als Oli und ich uns kennenlernten auch. Wir haben aber die Schublade aufgemacht und gelernt was wir menschlich für einander empfinden ist so groß das unsere “ Meinungsverschiedenheiten“ uns einfach nur anspornen und zum Nachdenken führen. Es ist sogar genial das wir manchmal völlig verschiedener Meinung sind, wichtig ist das wir uns nicht gegenseitig die Meinung aufdrängen und ich glaube nicht das ihr das tut. Wie du weißt selbst wenn die Big Five von Petra völlig ausseinander gehen würden, wird jeder seinen Freiraum finden um sie zu erfüllen. Ich bin sicher das du genau richtig mit der Situation umgehen wirst, weil du die richtigen Werte , Einstellungen und Ziele hast und dadurch wird die Entscheidung die du triffst auch die Richtige sein und sonst, du hast es selber gebloggt, loslassen. ( Du weißt ich bin der größte Feigling im Loslassen). Ich finde den Satz von Martina übrigens auch genial.

    Gimme Big Five for Life
    Andreas

    1. Hey mein mutiger Freund,
      Danke für deinen Kommentar! Du hast die Situation erfasst. Aber in einem muss ich dich vor dir selbst entzaubern: du bist kein Feigling! Indem du diese Zeilen formuliertest, hast du den Raum zwischen Reiz und Reaktion, von dem Stephen Covey als Grundvoraussetzung einer persönlichen Entwicklung spricht, definiert und begonnen, ihn auszufüllen. Damit ist dein Paradigma wandelbar geworden. Alles andere ist nur noch eine Frage der Zeit! Entwicklungspsychologisch hast du bereits losgelassen 🙂
      Bis hier übrigens kein Wort aus den Big Five – aber jetzt: Gimme Big Five!

  5. daniela leikauf

    lieber uwe,
    heute hörst du auch etwas von mir zu deinen gedanken, denn so ähnliche momente gibt es in vieler unserer unterschiedlichen leben.
    ich kann dir natürlich keinen rat und tip geben so wie dirk es kann, denn dazu weiß ich zu wenig von den dingen die uns in situationen bringen die uns jeden tag begegnen können.
    meine gedanken entsehen meistens in meiner gefühlten welt, und glaube mir, solche gedanken kenne ich gut. bis heute weiß ich nicht, ob uns menschen begegnen um uns aufzufordern kraft zu mobilisieren und das „andere“ zu tun um das geplante/gewünschte zu erreichen ( und da gehören die big five for life ganz bestimmt dazu) oder um uns stark zu machen uns endlich von den dingen zu trennen, die uns kleine machen, weil sie uns mut und kraft rauben.
    eines aber glaube ich ganz fest, es kommt alles wie es soll……deswegen sind wir, wer wir sind und werden sein, wer wir sein sollen und es wir ganz bestimmt einen zeitpunkt geben im leben, an dem wir realisieren, wer uns wichtig ist, wer es nie war und wer es immer sein wird. so sollten wir uns vielleicht nicht zu viele gedanken über die menschen aus unserer vergangenheit machen, denn es wird einen grund geben weshalb sie es nicht in unsere zukunft schaffen werden…………..vielleicht sollten wir einfach warten und sehen wer uns dort, in der zukunft, wiederbegegnet…..bereit ihn mit offenen armen und offenem herzen willkommen zu heißen.
    liebe grüße
    daniela

  6. Lieber Uwe, ich glaube, wenn dein Freund durch all diese Beiträge erfährt, wie wichtig dir diese Freundschaft ist, und welche Konflikte dir die Situation bereitet, wird er nicht nur bereit sein, mit dir zu sprechen – er wird das Gespräch sogar selbst suchen. Und ich bin sicher: Es wird ein gutes und ein heilendes Gespräch, wenn jeder bereit ist, auch die Sicht des Andernen zu akzeptieren. Ich wünsche dir und deinem Freund und Euerer Beziehung das allerbeste. Alles wird gut! 🙂

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