Es geschieht jeden Tag, dass uns Dinge widerfahren, die nichts mit unseren Big Five for Life zu tun haben. Jedem Menschen passiert das. Leider haben viele Menschen noch keine Ahnung von der Existenz ihrer Big Five. Jenen von uns, denen klar ist, dass wir selbst über unsere Definition von Erfolg und Erfüllung entscheiden, ist damit ein großer Vorteil eigen. Doch auch wir können nicht die Gezeiten ausser Kraft setzen, die jeden Tag als Welle an den Strand unseres Lebens rollen. Heute rollten Sie heftig an meinen Strand! Aber ich selbst kann entscheiden, wie ich damit umgehe! Ich kann wie die Grüne Meeresschildkröte die entgegen kommende Welle einfach vorbeiziehen lassen – und die Kraft der Gezeiten nutzen, wenn die Welle zurück strömt! Und jede Welle strömt zurück, wie ich soeben wieder erfahren habe!
Mein Tag hatte heute wenig angenehmes für mich bereit. Schlechte Nachrichten in der Zeitung, politische Ränkespiele mit Menschen, die ich schätze und die unvermeidliche Steuererklärung. Dazu noch ein paar Ereignisse, die mich früher sicher nachhaltig frustriert hätten. Doch allein die Kenntnis des Zitates von Viktor Frankl hat mir hier Freiheit verschafft, mich nicht durch spontane Äusserungen meines Gemütszustandes in Dinge hereinziehen zu lassen, die nichts mit meinen Werten zu tun haben:
„Zwischen Reiz und Reaktion ist immer ein Raum!“
Damit erinnert Frankl an die menschliche Fähigkeit, eine reflektierte Haltung zu den Dingen einzunehmen und selbst zu entscheiden, wie nah wir sie an unseren Kern heranlassen. Aber obwohl ich damit Ärger aus dem Weg gegegangen bin, hatte sich unmittelbar nichts Positives daraus entwickelt. Das kam aber nun mit der „zurückfliessenden Welle“! Und auch dieses Beispiel zeigt, dass die Welle selbst weder gut noch schlecht ist, sondern die Position, die wir zu ihr haben entscheidet.
Eine Freundin ließ mich wissen, dass sie selbst aktuell in der traurigen Lage ist, ihre Mutter in einem Hospiz auf dem Letzen Weg zu begleiten. Mit hoher Wahrscheinlichkeit also kommt für sie die Welle von vorne. Für mich sieht die selbe Welle anders aus. Sie hat mich in die Position gebracht, meine Big Five zu leben und meine Erfahrung mit dem Umstand des Todes eines nahen Angehörigen anzubieten.
Dies habe ich ihr geschrieben:
Liebe E*,
Ich wünsche Dir Kraft und Ruhe für die Begleitung deiner Mutter!Vielleicht weisst du, dass ich in Anlehnung an Willigis Jäger die Schöpfung gerne mit einer Symphonie vergleiche. Einer einzigartigen und wunderbaren Symphonie, die nie endet.
Alle Geschöpfe, auch du und ich, sind Noten in dieser Symphonie. Wir sind dazu bestimmt in unserer vollen Schönheit und Fülle zu klingen. Als Eltern sind wir berufen, unsere Kinder als Noten, die durch uns in diese Symphonie geboren sind, dazu zu befähigen, ihren einzigartigen Klang zur vollen Entfaltung zu bringen. Ihre Big Five for Life zu leben. Das ist unser ZDE. Es ist der ZDE deiner Mutter – und sie hat ihn erfüllt!
Wenn ein Mensch stirbt, hört er auf zu klingen. Doch er bleibt Teil dieser Symphonie und wird es immer sein! Ohne diese einzigartige Note wäre das Werk nicht dieselbe, vollkommene Symphonie. Jede Note, jedes Geschöpf bleibt auch nach dem Tod Teil der Schöpfung und präsent. Jede Blume, jeder Sonnenstrahl ist ein Abbild dieser einzigartigen Schönheit und Freude, die jede Note in der Symphonie repräsentiert!
Fühl dich fest umarmt!
U.</blockquotePS: Stelle grad fest, wie sehr die Analogie der Gezeiten und der grünen Meeresschildkröte für den Zusammenhang zwischen Auf und Ab passt! Willigis Jäger, auf den das Bild der Symphonie zurückgeht, nennt es in seinem Werk so: „Die Welle ist das Meer„!
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