Der inneren Stimme folgen

Genau drei Wochen sind seit meinem letzten Post vergangen. Drei Wochen, die ich mit einer Reise in die USA gefüllt habe, wo ich unter anderem ein sehr bereicherndes Training von Balance Professor Todd Burrier empfangen konnte. Wer dazu ein Feedback haben möchte, kontaktiert mich am besten direkt. Ich habe während dieser drei Wochen keinen Beitrag verfasst, weil ich mich voll und ganz auf die Reise und die Verarbeitung der Eindrücke konzentrieren wollte. Dass ich dennoch heute wieder publiziere, liegt weniger an den zahlreichen mit Komplimenten versehenen Nachfragen aus der Leserschaft (für die mich gleichwohl herzlich bedanke), sondern an meinen Big Five for Life. Es gibt mir Kraft und Energie, meine Eindrücke von wesentlichen Einflüssen und Erfahrungen nicht nur zu reflektieren, sondern auch zu teilen. Weil ich selbst gerne meine Entscheidungen an Erfahrungen und Bewertungen Dritter ausrichte, wo ich über keine oder wenige eigene Erfahrungen verfüge. Diese nur zu nutzen, aber meine nicht nutzbar zu machen, empfände ich als unanständig und egoistisch. Also teile ich sie. Und genau so wie ich mich über viele positive Rückmeldungen auf meine Beiträge freue, so freue ich mich, wenn ich sehe, dass auch andere Menschen auf ihre Innere Stimme hören.

Die Innere Stimme ist übrigens ein Konzept von Stephen R. Covey und beschreibt ungefähr das, was John Strelecky als Big Five for Life bezeichnet. Natürlich ist Covey ungleich komplexer und ausführlicher. Nicht umsonst gehören seine 7 Wege zur Effektivität und Der 8. Weg zu den weltweit angesehendsten Werken auf dem Gebiet der Persönlichkeitsentwicklung. Auch ich bin ein großer Covey-Fan und nehme seine Bücher oft in die Hand.
Die Safari des Lebens und das darin enthaltene Konzept der Big Five for Life sind für mich deswegen so wertvoll, weil sie die Überzeugung und die innere Grundhaltung der nahezu unbegrenzten Entwicklungsmöglichkeiten für alle Menschen auf einfache und erfahrbare Weise nachvollziehbar machen. Covey, Grundl oder Strelecky beschreiben für mich im Grunde die selbe Sache. Während die ersten beiden auch durch den sachlichen und nicht fiktiven Aufbau ihrer Werke Führungskräfte ansprechen, die sich aus freier Entscheidung die Zeit nehmen, an sich und mit sich zu arbeiten, wendet sich John Strelecky an Otto Normalverbraucher und Lieschen Müller. Dazu muss er die Inhalte simplifizieren und in Geschichten verpacken, die die Protagonisten John, Jack oder Joe, Kasey, Thomas Derale oder Ma Ma Gombe erleben.
Natürlich kommt es vor, dass Menschen die Geschichten zu banal und zu einfach vorkommen. Doch ist dies ein Argument gegen die Geschichten? Ich glaube, kaum! Sie gewinnen ihren Wert eben nicht durch den Anspruch auf die absolute Wahrheit oder Ausschliesslichkeit. Doch oft kommt es vor, dass Menschen durch jahrelanges Ignorieren ihrer inneren Stimme mutlos werden und verzweifeln. Wie wahrscheinlich ist es, dass sich diese Menschen einem schon durch das bloße Gewicht oder seine Aufmachung offenkundig anspruchsvollem Buch für persönliche Weiterentwicklung zuwenden? Ein dickes Brett zu bohren, erfordert Selbstvertrauen, was bei Menschen, die ihre Big Five for Life nicht kennen, weil sie ihre Innere Stimme nicht (mehr) hören, oft nicht mehr stark ist. Ein kleines Buch mit einfachen Geschichten ist da ein sehr viel zugänglicherer Quell für Inspiration.
Oder ein Film. Aufmerksame Leser meines Blogs wissen, dass ich ein begeisterter Cineast bin. Und ich stehe auf Streifen mit positiver Botschaft. Am Wochenende haben wir zuhause George Clooney in Up in the Air gesehen. Ja, für mich ist der Film positiv, selbst wenn er nicht das klassische Happy End hat. George Clooney alias Ryan Bingham bleibt am Ende solo. Doch der Film ist für mich aus zwei Gründen wertvoll: er schildert auf sehr eindrucksvolle Weise den Zustand der amerikanischen Wirtschaft, wo selbst die Entlassung von Mitarbeitern out-ge-sourced wird. Hire und Fire nicht mehr unter einem Firmendach, weil sich viele Chefs vor der Verantwortung einer Entlassung drücken. Clooney spielt hier den Vollstrecker, der es dennoch schafft, seinen „Kunden“ einen Ausblick auf die Möglichkeiten eines solchen persönlichen Einschnitts zu vermitteln.
Ich mag den Film aber noch mehr wegen seines Titelliedes. Up in the Air steht eben nur vordergründig für den Lebensstil des Jet-Setters Bingham, den Clooney so glaubhaft verkörpert. Der Titel steht genau so für das zweideutige Unbehagen, von dem Menschen ergriffen werden, die ihre berufliche Existenz „verlieren“ und entlassen werden. Sie „hängen in der Luft„. So habe ich den Titel übersetzt, den Kevin Renick seinem Lied gegeben hat, der dann auch Titel des Films von Jason Reitmann wurde, obwohl er erst ganz zum Schluß im Abspann gespielt wird. Dann allerdings in der Fassung, in der ihn Renick im Frühjahr 2009 am Rande einer Veranstaltung in seiner Heimatstadt St. Louis dem bekannten Regisseur in die Hand gedrückt hat, wie Reitman in einem lesenswerten Interview bestätigt – als selbstaufgenommene MC-Version:

[youtube 92dkdlnDalQ nolink]

Renick hatte, wie er auf seinem Blog beschreibt, im Herbst 2008 selbst seinen Job bei einer Werbeagentur verloren – und hing in der Luft. Und obwohl seine Zukunft nicht rosig aussah, hörte er auf seine innere Stimme: Er komponierte weiter Lieder. Ohne die Hoffnung freilich, jemals groß rauszukommen. Als er hörte, dass Reitmann, der mit Juno und Thank you for Smoking bereits Welterfolge gefeiert hat, in St. Louis reden würde, hörte Kevin Renick allerdings auf seine Innere Stimme und nahm das Lied auf. Ein halbes Jahr später stand fest: Der Song wird in den Film aufgenommen. Für Reitmann gibt der Song den Menschen eine Stimme, die zu Aber-Tausenden ihren Job verloren haben. Und auch ich finde, es zahlt sich aus, auf die Innere Stimme zu hören. Nicht nur, wenn man in der Luft hängt!

In der Luft Von Kevin Renick

Ich hänge in der Luft
Rund um mich herum lauter Optionen
Und ich kann die nicht finden,
Die mir helfen würde die Arbeit zu beenden, die ich unvollendet zurückließ,
Denn ich hänge in der Luft

Ich mache ein paar Pläne,
Finde raus, dass es immer neue Nachfrage gibt.
Und präziser werden kann ich nicht,
Wenn mich die Leute fragen, was ich mit meinem Leben anfange.
Ich sag‘: „Ich hänge in der Luft.“

Von Freunden höre ich.
Es ist wieder der alte, abgegriffene Rat:
„Du kannst nicht ständig so dahinschweben,
Oh du musst die Füße wieder auf den Boden bringen.“
Aber es ist schwer runterzukommen,
Wenn du in der Luft hängst.

Da, da da da da da
Da, da da da da da
Daaaa, daaa, daaa, da da da
Mmm

Ich fahre in meinem Auto,
Weiß nie wo ich bin, obwohl ich nicht weit fahre.
Ich stelle fest, dass ich fast überall leben kann.
Alle, die ich treffe, haben so viel, was sie mir geben können.
Aber ich komme nicht zur Ruhe,
Denn ich hänge in der Luft.

Ich denke an meine Vergangenheit,
Die Behaglichkeit meines Zuhause, die nicht andauern konnte.
Jetzt sagt mir meine Familie, arbeite, damit du erfolgreich wirst
Und sie wollen sehen, dass ich etwas Glück finde. Aber ich bin mir nicht sicher wo das ist,
Denn ich hänge in der Luft

Ich rede mit meinen Kumpeln,
Höre mir an, welche Ängste sie bedrücken.
Einige leben ein Leben, was sie sich anders vorgestellt hatten,
Und andere sind gefangen in Situationen, die sie nicht leiden können.
Aber das will ich nicht,
Deswegen bleibe ich in der Luft.

Da, da da da da da
Da, da da da da da
Daaaa, daaa, daaa, da da da
Mmm

Ich bin draußen im Wald,
Wo etwas ist, was meinem Herz gut tut.
Ich atme die Luft und weiß, dass ich lebe.
Und ich sehe die Vögel an, wie sie vorbeifliegen.
Ich glaube, sie geht das alles gar nichts an,
Weil sie oben in der Luft sind.

2 Kommentare zu „Der inneren Stimme folgen“

  1. Pingback: Stefan Neugebauer

  2. Ja, wunderbar, das Lied.

    Danke für die Erinnerung und den deutschen Text.

    Überhaupt, Uwe, hast du eine wunderbare Seite, wo man sich ganz lange aufhalten kann und immer was Neues/Bekanntes, das man mag, findet. Passt zu deinem ZDE.

    LG
    Traudl

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