Kaum ein Kontrast ist härter als der zwischen dem Zitat von Ma Ma Gombe am Schluss der „Safari des Lebens“ (sie wird in kürze neu übersetzt als Hörbuch erhältlich sein) und den Bildern vom Tahrir-Platz in Kairo in dieser Woche. Hier das malerische sprachliche Bild der weisen Afrikanerin, die die Welt beschreibt als „herrlichen Spielplatz, der uns hier geschenkt wurde“. Dort die blutüberströmten Gesichter friedlicher Demonstranten nach dem brachialen Angriff von Anhängern des Mubarak-Regimes. Ist das der Beweis für die Grenzen, die dem Konzept der Big Five for Life gesetzt sind? Einem Konzept für die belanglosen Träumereien einer Überflussgesellschaft, das mit den harten Fakten der „Wirklichkeit“ nicht vereinbar ist? Ist naiv, wer angesichts der chaotischen Entwicklungen in einer hochgerüsteten Krisenregion weiter an den „Spielplatz“ glaubt? Ich denke nicht!
Abgesehen davon, dass nach meiner festen Überzeugung die Millionen friedlicher Demonstranten selbst weiter fest an die Existenz dieses „Spielplatzes“ glauben, auch wenn sie die „Safari“, Ma Ma Gombe und das Konzept der Big Five for Life (noch) nicht kennen, möchte ich eine Analogie beleuchten, die für mich auf der Hand liegt. Ma Ma Gombe würde sagen: »Nichts geschieht ohne Grund. Die Demonstranten sind Schauspieler in dem Stück meines Lebens. Auch wenn ich sie bisher nur aus den Nachrichten kenne, so erfüllen sie doch eine Rolle, um mir die Bewältigung einer selbst gesteckten Zielsetzung, eines Teils meiner persönlichen Big Five for Life zu helfen.«
Safari-Leser erinnern sich: Ma Ma Gombe berichtet, dass der Tod eines jungen Mannes, den sie selbst nie getroffen hat, sondern nur aus Erzählungen der Mutter kannte, Gombe immer gemahnt hat, ihre Kinder keinen fremden Erfolgsparametern zu unterwerfen. Der Sohn dieser Mutter, hatte gegen die ihm aufgelegte enge Karriereplanung des eigenen Vaters rebelliert, der einen ungeliebten Job angenommen hatte, um dem Sohn den Besuch einer Elite-Uni zu ermöglichen. Die Rebellion manifestierte sich im Eintritt in die Armee und endete mit dem Soldatentod des jungen Mannes, den Ma Ma Gombe somit persönlich nie kennen gelernt hat, den sie jedoch als einen ihrer „wichtigsten Lehrer“ bezeichnete.
In diesem Sinne können auch die Demonstranten in Kairo Lehrer für uns sein. Doch welche Lektion haben sie für uns?
Dies kann ganz grundsätzlich die berühmte „Nagelprobe“ sein: meine ich es ernst mit meinen Big Five for Life? Oder reicht die erste beste Nachricht aus der „Wirklichkeit“, um mich von der Erfüllung meiner Big Five for Life abzulenken und abzuhalten? Was bedeuten die Ereignisse am Nil für mich?
Appellieren sie an mich: „Wache auf aus deinen Tagträumen. Du siehst, das Leben ist ernst. Pass also besser auf, dass du nicht die Sicherheit, die du dir bisher aufgebaut hast, durch das Festhalten an diesen Geschichten gefährdest!“
Wer diese Stimmung in sich spürt, sollte sie ernst nehmen! Es geht dabei um die Frage, „auf welcher Seite des Bauzauns“ wir uns befinden wollen. Oder, um es mit Epelpo zu formulieren, dem Ziegenhirten aus der „Safari“: »Wer soll sonst die Ziegen hüten, jemand muss sich um meine Ziegen kümmern!« Diese Gedanken sind ein Indikator für eine zu einfache Sicht auf die Big Five for Life als profanes „Wünsch‘ dir was„. Doch genau das ist es nicht. Es ist eine Verpflichtung zur Eigenverantwortung: Erwarte ich von außen die bequeme und vollständige Lösung meiner Probleme, oder bin ich bereit, meinen Teil zur Lösung beizutragen. Verantwortung zu übernehmen. Aktiv zu werden. Bin ich dazu bereit, schmerzhafte Schnitte zu erdulden in meinem Bemühen zur Erschaffung eines Schutzraumes aus Dornen? Denn nur dann wird das Universum seinen Teil zur Lösung beitragen und die Herde Gnus vorbeiziehen lassen. Wenn ich erwarte, dass es genügt, meine Big Five for Life zu finden, um sie Realität werden zu lassen, werde ich Gefahr laufen, während meiner passiven Wartezeit von hungrigen Löwen gefressen, also von widrigen Umständen am „gewünschten Erfolg“ gehindert zu werden.
Das ist der Grund, weshalb es sich lohnt, auch in diesen Tagen weiter im Sinne meiner Big Five for Life tätig zu werden! Wenn es zu meinen Big Five for Life gehört, anderen Menschen eine Quelle der Inspiration zu sein, kann und darf ich die Ereignisse in Ägypten nicht anders als Erinnerung des Universums sehen, im Sinne meiner Überzeugung aktiv zu sein! Auch wenn in Kairo Gewalt ausbricht, darf ich für die Big Five for Life arbeiten. Wo ich kann, muss ich meinen Beitrag leisten, dass auch die Menschen in Ägypten spüren, dass ihr Eintreten für Freiheit, für ihre Big Five for Life legitim ist. Deswegen erhebe ich auch hier meine Stimme.
Und trotzdem ist es tatsächlich ein herrlicher Spielplatz, der uns hier geschenkt ist! Wäre es nicht so, würde niemand in Kairo auf die Straße gehen!
Go Mubarak! Go, live your Big Five for Life! And set your people free!
Abbildung: „Safari des Lebens“ von Lucy Seelbach. Coverbild des neuen Hörbuches.