Beyond Burn-Out

Burn-Out in deutschen Konzernen. Diesem Thema widmet sich das aktuelle Manager-Magazin. Doch es gibt ein Leben jenseits von Burn-Out
Zu den schönen Seiten des Coachings im Unternehmensbereich gehören die zahlreichen persönlichen Kontakte bis hin zu Freundschaften, die sich zu Top-Führungskräften ergeben. Nicht wenige Manager stehen daher auf meiner Telefonliste für „Privatgespräche“. In dieser Woche haben sich viele von sich aus gemeldet – und wir haben gemeinsam festgestellt, wie sinnvoll und hilfreich es für Führungskräfte ist, zu wissen, „was wirklich zählt im Leben“. Anlass war die Titelstory eines großen Wirtschaftsmagazins für Manager, die sich um „Das erste Deutsche Burn-Out-Ranking für Unternehmen“ drehte. „Welche Konzerne ihre Mitarbeiter krank machen„, lautete die Schlagzeile. Auch wenn die Zahlen für das Ranking einer Schätzung nur eines Krankenhaus-Trägers entsprungen sind: sie sind alarmierend und zeichneten sich seit langem ab. Schon 2007 warnte eine Studie der TU-Darmstadt vor dem gefährlichen Trend. Damals jedoch nur auf Top-Manager bezogen. Heute wissen wir: Burn-Out ist eine Gefahr für jedes Unternehmen. Sofern es nicht weiß, was wirklich zählt im Leben.
Was sich für manche noch banal, naiv oder gar esoterisch anhört, ist eine Realität: Das Big Five for Life Konzept für Unternehmen ist eine der besten Versicherungen gegen jene zerstörerischen Kräfte, die wie aktuell das Thema Burn-Out die Vitalität und Motivation von Mitarbeitern und damit die Innovationskraft und Produktivität eines jeden Unternehmens bedrohen.
Krankheitsbedingte Abwesenheiten durch „psychische Erkrankungen“ haben seit 1999 um 80 Prozent zugenommen, für „Burn-Out“ haben sich die Fehltage seit 2004 sogar verneunfacht! Insgesamt waren einer AOK-Studie zufolge im Jahr 2010 rund 100.000 Arbeitnehmer mit insgesamt 1,8 Millionen Fehltagen arbeitsunfähig aufgrund von „Burn-Out“. Legt man hier einen fiktiven Tagessatz von 250 Euro (Lohnfortzahlung + Produktivitätsausfall) zugrunde, beliefe sich der volkswirtschaftliche Schaden auf fast eine halbe Milliarde Euro. Dabei ist Burn-Out vermeidbar.
Mitarbeiter – und dazu zählen auch aber nicht nur Führungskräfte – sind in viel höherem Maße immun gegen negativen Stress und Frustration im Job, wenn sie ihre Big Five for Life kennen. So nennt der Urheber des Konzeptes, John P. Strelecky, das, „was wirklich zählt im Leben“. Es sind die Dinge im Leben eines Menschen, die wenn er sie tut, sieht oder erlebt das Gefühl tiefer Zufriedenheit und Erfüllung erzeugen. Manche Menschen erfüllen ihre Big Five for Life mehrmals im Leben, andere erfüllen im Laufe ihres Lebens mehrere immer wieder neu entdeckte Big Five for Life. Je nach Typ, Lebenssituation und Biografie ist das von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Entscheidend ist die tiefe persönliche Zufriedenheit. Damit ist klar, wie wertvoll dieses Konzept ist, denn Zufriedenheit durch die Erfüllung persönlicher Ziele (und Ausgeglichenheit als ihre Folge) ist eine der besten Versicherungen gegen Burn-Out in einem ungeliebten Job.
Und selbst dies, ein ungeliebter Job, ist zwar für viele Menschen ein „notwendiges Übel“, aber im Sinne des Big Five for Life Konzepts alles andere als klug. Und auch nicht notwendig. „Idealisten“ werden Unternehmer wie die Berliner Powerfrau Verena Delius genannt, die das Big Five for Life Konzept im Business anwenden. Dabei sind sie vor allem eines: Realisten! Sie wissen, dass es sich nicht nur besser anfühlt, sondern auch betriebswirtschaftlich rechnet, wenn jeder das tut, was er/sie am liebsten mag und am besten kann.
Denn darauf läuft die konsequente Anwendung des Big Five for Life Konzeptes hinaus: Das Geschäft eines Unternehmers ist nur dann wirklich erfolgreich, wenn es eine „Heart-Connection“, einen direkten und leidenschaftlichen Bezug zwischen dem Zweck der Existenz der Person und dem Zweck der Existenz des Unternehmens gibt. Im zweiten Schritt geht es dann darum, das Ende zuerst zu schreiben. Also Erfolg zu definieren. Wie soll es aussehen? Was soll geschaffen werden, womit geben wir uns nicht eher zufrieden, als dass es geschafft ist? Steht das fest, so folgt der dritte Schritt: Die Identifikation oder Planung der notwendigen Schritte auf diesem Weg zum Erfolg. Schließlich geht es „nur noch“ darum, die richtigen Mitarbeiter zu finden, die jedoch viel mehr sein müssen als Gehaltsempfänger und eines gar nicht sein dürfen: Befehlsempfänger. Denn sie sollen Spezialisten sein für die jeweilige Aufgabe. Und das nicht auf dem Papier. Auch sie müssen eine leidenschaftliche Beziehung haben zu ihrer Aufgabe. Es soll eine Übereinstimmung zwischen ihrem ZDE geben und jenem des Unternehmens, und bezahlt werden sollen sie dafür, dass sie eines ihrer Big Five for Life erfüllen. Geld spielt für diese „Reisebegleiter“ auf dem Weg zum Unternehmenserfolg nicht die Hauptrolle. Sie wollen diesen Job, weil er ihnen Erfüllung verschafft. Schwer vorstellbar, dass hier ein Burn-Out entsteht.
Selbst wenn es für machen nicht realistisch erscheint, die ideale „Reinform“ eines Big Five for Life Unternehmens zu erschaffen, sofern es keine Neugründung ist, wird doch klar, wie hoch der Wert der Big Five for Life für jedes Unternehmen sein kann: Selbst dann, wenn der Wind geschäftlich einmal rauer wehen sollte, wird die Firma diesen Sturm besser meistern, wenn die Mitarbeiter zumindest ihre Big Five for Life kennen und somit Gelegenheit haben, sich nebenberuflich mit Leidenschaft zu erholen und Erfolgserlebnisse zu erzielen. Auch das ist ein Grund, warum es die Big Five for Life wurden, anstatt The Big One for Life: Es wird im Leben immer Auf und Ab geben, somit auch im Beruf. Wer jedoch um seine diversen persönlichen Steckenpferde weiß, kann entsprechend leichter dort Erfüllung finden.
Voraussetzung dafür, dass es sich für das Unternehmen auszahlt ist nur eines: Das Unternehmen muss es ernst meinen mit seiner Absicht, seinen Beschäftigten zur Erfüllung der Big Five for Life zu verhelfen. Es muss sie ernst nehmen und respektieren. Das sorgt für die unerlässliche Loyalität der Mitarbeiter zum Unternehmen und verhindert eine gerade in Zeiten der Krise verhängnisvolle „Dienst nach Vorschrift“-Mentalität. Das wäre genau das, was das Gallup-Institut in vielen deutschen Unternehmen ausgemacht hat: jeder vierte Arbeitnehmer in Deutschland hat innerlich bereits gekündigt. Nur jeder siebte fühlt sich seinem Arbeitgeber sehr verbunden. Keiner von ihnen trägt den Namen von Thomas Derale. Aber alle könnten seine Prinzipien anwenden. Warum nicht auch Sie? Es gibt ein Leben jenseits des Burn-Outs.

Verfasser dieses Beitrags ist „Traumdoc“ Dr. Uwe Alschner. Er ist zertifizierter Big Five for Life Coach und hat seine Ausbildung bei John Strelecky persönlich absolviert. Uwe Alschner berät als Coach zahlreiche Führungskräfte in Wirtschaft und Politik und arbeitet als Trainer, Autor und Moderator. Sie können Uwe Alschner hier kontaktieren.

6 Kommentare zu „Beyond Burn-Out“

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  6. Ich bin gerade über diesen Beitrag gestolpert. Er spricht mir absolut aus der Seele und entspricht dem, womit ich mich derzeit befasse. Spannend finde ich den Ansatz, zuerst zu definieren, was denn Erfolg für einen / mich persönlich bedeutet. Das ist genau der Ansatz über den auch schreibe. Für viele Menschen ist Erfolg gleichbedeutend mit Geld, Karriere, Status. Wer begreift, dass das nicht so sein muss (aber natürlich sein kann) ist schon auf einem guten Weg.

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