Erfolg ist … ohfamoos!

Vor wenigen Tagen hat mich eine sehr gute Freundin und Kollegin zu einem Gastbeitrag in ihrem Blog ohfamoos eingeladen. Ich bin dieser Einladung mit Freude gefolgt, weil es um das Thema Was ist Erfolg ging. Als Leser meines Blogs wisst ihr, dass mich die Beschäftigung mit dem, was wirklich zählt, fasziniert. Man kann es Big Five for Life Konzept nennen, oder Start with Why, wie Simon Sinek. Manchmal sind es fünf Dinge, die Sterbende am meisten bereuen (Bronnie Ware), oder es ist die Frage, wie du dein Leben bewertest (Clayton Christensen). Im Kern geht es immer um die Frage: was ist Erfolg?

Bereits die Frage lädt ein zu Diskussionen, denn – klar – jeder Mensch hat eigene Vorstellungen davon, was Erfolg ist. Mein ohfamoos-Beitrag hatte darüber hinaus einen besonders provokanten Titel erhalten: ich gönne Trump seinen Erfolg! Elke hatte meinen Text erhalten und für die Publikation vorbereitet. Dabei hat sie mir drei Varianten für einen Titel vorgeschlagen, darunter diesen mit dem Bezug auf Donald Trump.

Genau an diesem Punkt hat sich nun eine sehr spannende Diskussion entwickelt, die mich zu folgendem Beitrag – und Klarstellung – inspiriert hat. Ausgangspunkt war die Bemerkung des ohfamoos-Lesers Dieter, mit welcher er sein Lob für den Grundtenor des Artikels relativierte und das Recht reklamierte, Donald Trump oder einem Terroristen Erfolg nicht gönnen zu müssen.

Genau dorthin wollte ich! Also nicht zum Thema Terrorismus oder AfD (auch der mag Dieter keinen Erfolg gönnen, was ich nachvollziehen kann). Nein, ich habe mir gewünscht, dass sich die Diskussion der Frage widmet: „ist jeder Erfolg würdig, anerkannt zu werden?“ [ich meine: ja!], bzw. „ist das, was wir als Erfolg anstreben, das, was wir uns wünschen?“

Doch lest selbst, wie ich darauf geantwortet habe:

Sehr spannend! Vielen Dank, Dieter, für diesen Einwurf! Er ist wichtig, weil er die tiefer liegende Frage beleuchtet, wie ich [jeder Mensch für sich] Sicherheit gewinnt, auf dem „richtigen“ Weg zu sein.

Erste Grundannahme [im Artikel entwickelt]: diese Tür öffnet sich nach innen. Von außen lässt sich nicht festlegen, ob es echter Erfolg ist. Mutmaßen schon, aber be-urteilen? Ich meine, es gibt keine Instanz auf dieser Welt, die befugt wäre, das für mich [jeder Mensch] zu entscheiden. Es ist MEIN Leben!

Bleibt jedoch die spannende Frage, wie gewinne ich Sicherheit, dass ich dem für mich „wahren, schönen, guten“ Erfolg auf der Spur bin. Und nicht etwa – ähnlich einem Durstenden in der Wüste – einer Fata Morgana, einer Illusion.

Diese Frage ist für mich [jeden Menschen] wichtig, weil es natürlich auch „unechten“ Erfolg gibt. Folgen eigenen Tuns oder Unterlassens, die zu (später) Reue führen. Etwa weil irgendwann die Erkenntnis folgt, dass ich mich von Prinzipien habe (ver-)leiten lassen, die als falsch, verwerflich, asozial oder wie auch immer bezeichnet werden können, und die ich von AUSSEN übernommen habe. Die MIR EIGENTLICH (im tiefen Grund meines Herzens) nichts bedeutet haben.

Bei der Betrachtung dieser Frage kommen wir (wie ich meine) auf eine, auf die metaphysische Ebene. Auf die Ebene der Rückbindung an das, was uns mit dem Ursprung verbindet, aus dem wir stammen, und mit dem wir verbunden bleiben, wie ein Kind immer mit der Mutter verbunden bleibt (auch mit dem Vater, aber um es nicht zu verkomplizieren, will ich diesen Gedanken hier nicht weiter ausführen).

Es gibt eine nicht materiell definierte Ebene nicht nur für Erfolg, sondern auch für uns selbst als Mensch. Dort finden wir die Begründung für ethisch-moralische Prinzipien und Werte. Dort findet sich letztlich die Antwort auf die Sinnfrage. Man muss nicht religiös sein, um diese Ebene betrachten zu können, aber Religionen befassen sich ebenfalls damit.

Um zur Ausgangsfrage zurück zu kommen:

Es gibt gute Gründe, kritische Distanz zu dem zu bewahren, was andere für sich als Erfogsparameter propagieren (hier das Beispiel Trump, der tatsächlich sehr intensiv damit beschäftigt ist, seinen „Erfolg“ der Welt aufzudrücken, zu „verkaufen“. Er scheint sich mit Hingabe damit zu beschäftigen, was „man“ tun und lassen soll. Als Geschäftsman hat er das auf andere Weise betrieben als nun im ungleich machtvolleren Präsidentenamt, aber es scheint ihm wichtig zu sein, speziell seinen „Erfolg“ zum Maßstab zu machen.

Ich respektiere das ebensowenig wie sie! Aber ich AKZEPTIERE es. Weil ich es nicht ändern kann. Und weil ich es nutzen kann, um mich selbst zu hinterfragen. „Ist das wichtig für mich? Möchte ich auch so sein [dieses oder jenes besitzen]? Was nehme ich mit, wenn ich ihn [oder etwas, bzw. jmd] beobachte?“

Wenn ich mir Fragen dieser Art stelle, wird mir klar, was ich möchte, auch was ich nicht möchte. Das von Ihnen erwähnte Terroristenbeispiel ist ebenfalls geeignet, mir diese Unterscheidung zu ermöglichen. Ich kann der Unterscheidung praktisch nicht ausweichen: wie verhalte ich mich dazu? Diese Frage stellt sich mir. Wie sie sich möglicherweise auch Ihnen stellt. Natürlich lehne ich das ab!

Allerdings bezweifle ich auch stark, dass es sich bei einer terroristischen Tat um etwas handelt, was dem „Täter“ im tiefen Sinne ein ERFOLGSERLEBNiS beschert. Ich bin überzeugt, dass da jemand einer Fata Morgana gefolgt ist. Einer schrecklichen Vorstellung von dem, wozu er seine Energie einsetzen solte. Einer perversen Illusion. Aber sehr wahrscheinlich keinem „Erfolg“ im tiefen, wahren Sinne. Nichts, was wirklich zählt.

Hier tut sich ein kognitiv-emotionaler Konflikt in uns auf. Wir (ich) empfinden Unbehagen. Persönlich glaube ich, dass dieses Unbehagen aus dem Spannungsverhältnis herrührt, welches unsere Individualität und unsere gleichzeitige soziale Natur erzeugen und das unser Ego nicht auflösen kann: es geht auf dieser Welt offensichtlich um mehr als nur um uns alleine!

Hier ist noch ein Vorschlag für eine Definition von Erfolg: wir sind dann erfolgreich, wenn wir es schaffen, unser Ego mit der Welt um uns herum zu versöhnen. Das Ego hat ganz natürliche Bedürfnisse. Aber diese Bedürfnisse sind (wahrscheinlich) nicht alles, was wirklich zählt!

Nochmals vielen Dank für Ihren Impuls!

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