Facebook – ich gehe!

Eine Entscheidung des Berliner Landgerichtes zu einem Antrag der Grünen-Politikerin Renate Künast erregt derzeit die Gemüter. Viele echauffieren sich über die Richter. Dabei ist das Problem viel größer – und es fordert uns alle dazu auf, Position zu beziehen. Ist es uns egal, ob jemand schwer beleidigt und menschenunwürdige Bezeichnungen hinnehmen muss? Mir ist es nicht egal. Deswegen verlasse ich Facebook. In diesem Beitrag erläutere ich meine Beweggründe ausführlich. Danke für das Teilen dieses Beitrags!

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Zum Hintergrund:

Ich habe gestern eine längere Zugfahrt genutzt, um darüber nachzudenken, was der „Fall Künast“ (FAZ) für mich bedeutet. Ich bin zum Entschluss gekommen, Facebook zu verlassen, um ein Zeichen zu setzen. Diesen Text habe ich um 20.23 Uhr auf meinem Facebook-Profil gepostet:

Facebook, I am leaving!

Ich gehe. Aber ich tue euch nicht den Gefallen, mein Konto still zu löschen. Ich kündige es euch hiermit an, damit meine FB-Freunde den Grund erfahren!

Er hat damit zu tun, dass ihr eure Verantwortung für zivilisierten menschlichen Umgang nicht ansatzweise wahrnehmt! Dass ihr in den Profilen und Timelines vieler Nutzer Dinge durchgehen lasst, die nicht in Ordnung sind. Die sogar gefährlich sind, weil sie das gesellschaftliche Miteinander gefährden.

Dass Renate Künast klagen musste, um grobe Verletzungen ihrer Persönlichkeit zu unterbinden, die auf Facebook geteilt wurden und werden, ist nur ein prominenter Fall von vielen. Nur weil ein deutsches Gericht ihren Antrag ablehnte, wird dadurch eure Praxis, solche geistigen #Brandstiftungen zu dulden und sie als „Meinungsfreiheit“ gar noch zu adeln, nicht besser. Im Gegenteil!

Ich meine, eine zivile, bürgerschaftliche Gesellschaft darf erwarten, dass ihr, eure Big Shots, Mark Zuckerberg, Sheryl Sandberg, Nick Clegg und andere, genau wisst, was zu tun wäre: selbst tätig werden und Facebook sauber halten. Sicherstellen, dass persönliche Integrität sichergestellt und die Würde des Menschen geschützt wird. Warum tut ihr das nicht? Warum versteckt ihr euch hinter hohlen Phrasen, anstatt eure Verantwortung wahrzunehmen? Reicht es euch nicht, mit unseren Daten Unsummen zu verdienen? Müsst ihr die Gesellschaft dabei spalten?

Robert Lustig MD hat in seinem Buch #TheHackingoftheAmericanMind gezeigt, wie Facebook und andere Tech-Firmen den Dopamin-Kick ausnutzen, den Nutzer bei der Verwendung der Apps bekommen. Das an sich ist bereits krass genug. Aber die zersetzende Sprache und gesellschaftliche #Destruktivität in solcher Weise zu schützen, ist für mich der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt.

Ich gehe. Und zwar mit Ankündigung. Ich bin seit Juli 2007 auf Facebook. Es war eine coole Geschichte, um mit Freunden in Kontakt zu sein. Selbst dann noch, als ihr diese Möglichkeit der Begegnung für euch zur Cash-Cow gemacht hattet. Aber zwischen Cash-Cow-Melker und Totengräber der Zivilgesellschaft gibt es eine Grenze, die ihr offensichtlich nicht einhalten wollt. Macht, was ihr wollt. Aber ohne mich!

#facebookichgehe #leavingfacebook

2 Kommentare zu „Facebook – ich gehe!“

  1. Schade, dass du FB verlässt. Nicht nur, weil ich deine differenzierten Beiträge immer wieder gern lese, sondern auch weil du dir die Möglichkeit nimmst, dein gut begründetes Anliegen innerhalb der FB-Community weiter zu verfolgen. Vor Jahren bin ich aus Protest aus einer Gemeinschaft ausgetreten, die mir am Herzen lag. Einige sind mir gefolgt, täglich folgen weitere. Trotzdem hat sich nicht geändert. Im Nachhinein denke ich, dass ich von innen heraus mehr hätte bewirken können. Inzwischen ist es mir nicht mehr wichtig. Aufgrund dieser Erfahrung trete ich jetzt nicht aus FB aus, auch wenn mich der „Fall Renate Künast“ wütend macht. Der Staat sollte seine Regeln durchsetzen. Es geht hier um Menschenwürde, Art. 1 GG. Der Deutsche Staat scheint nicht willens oder nicht in der Lage, die Menschenwürde einer Renate Künast zu schützen. Nicht FB ist der Täter, sondern die widerlich pöbelnden User. FB ist nur deren Instrument. Im vorliegenden Fall schützt der Staat diese Pöbler auf Kosten einer engagierten Politikerin. Zurück zu deinem Austritt: Ich folge dir nicht hinaus aus FB, wohl aber auf deinem Blog – weniger FB schadet nicht 😉

    1. Danke dir, Jo, für den Kommentar. Ich kann verstehen, was du mir sagen willst. Tatsächlich glaube ich, dass dies genau das ist, was FB in die Karten spielt.
      Der “Täter” ist natürlich derjenige, der die Beleidigung ausspricht. Aber verantwortlich ist dafür, dass dies fortgesetzt und systematisch geschieht wer? Der “Gastgeber”. Wenn auf deiner Party persönliche Verleumdungen von einem Gast ausgesprochen werden, wirst du was machen? Ihm klarmachen, dass das nicht erwünscht ist. Meinungsfreiheit ist vollkommen ungeeignet, um solche Hassreden zu legitimieren.
      Wenn du dann auch noch ein “Gastgeber” bist, der Parties kommerziell betreibt und zu dessen Geschäftsmodell es gehört, dass immer “Bambule” gemacht wird und immer ein paar Leute “schön was abbekommen”? Wenn der Einlass nicht nur nicht kontrolliert wird, sondern die Geschäftspartner des Partyveranstalters sogar Nutzen daraus ziehen zu erfahren, wie sie Leute ansprechen müssen, um ihr Produkt zu vermarkten? Die Rede ist von solchen Geschäftspartnern wie Cambridge Analytica einer war – und von denen es immer noch genügend andere gibt, mit denen der Partyveranstalter “Hand in Hand” arbeitet?
      So sehe ich es inzwischen. Es funktioniert nur, weil immer noch genug Leute auf die Party gehen! Auch wenn sich die meisten anständig benehmen und ich gerne mit ihnen schwatzen würde… ich suche mir eine andere Party und wünsche mir, dass genug Leute meinem Beispiel folgen. Weil das der wohl einzige Weg ist, dass der Gastgeber versteht, was seine Verantwortung ist.

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