Derzeit beschäftige ich mich intensiv mit dem Buch Safari des Lebens von John Strelecky. Im Kapitel 12 erreichen Jack und Ma Ma Gombe das Dorf mit der Schule von Arika. Alle Kinder freuen sich, Gombe wiederzusehen. Sie setzen sich unter einen Baum und erzählen von ihren Fortschritten bei der Erfüllung ihrer Big Five for Life. Als ich heute abend im Zug nach Berlin sitze, lese ich über einen jungen Mann, der damals mit Ma Ma Gombe unter dem Baum gesessen haben könnte. Sein Name ist William Kamkwamba. Und William lebt seine Big Five for Life. Er ist bekannt geworden als »Der Junge der den Wind einfing«.
Es ist fast wie im Buch beschrieben. Dort will ein schon etwas älterer Junge wissen, wie er die Felder seines Vaters besser bewässern kann. Er erfährt von Ma Ma Gombe, wie es Bauern in einer sehr dürren Region schaffen, die Pflanzen und das Wasser vor der Sonne zu schützen: sie graben tiefe Furchen, in die sie die Pflanzen setzen, wo sie gegen Wind und Sonne geschützt sind.
William Kamkwamba hat als Vierzehnjähriger ein ähnliches Problem: Sein Vater, ein Bauer in Malawi, kann das Schulgeld für ihn nach einer Mißernte nicht mehr bezahlen. William fliegt von der Schule. Aber er will lernen! Also sucht er nach Wer’s, die ihm zeigen können, seinem Vater wieder zu besseren Ernten zu verhelfen. Eine Hilfsorganisation hat in einem nahen Ort eine Bibliothek gespendet. William geht dorthin und leiht sich Bücher aus. Es sind Bücher über Dinge, die ihn interessieren. Technische und Naturwissenschaftliche Bücher. Schon früher hatte er aus einem
Fahrraddynamo eine Stromquelle für elektrisches Licht und ein kleines Radio gebaut. In den Büchern findet er das Prinzip von Windrädern als Energiequelle. Und er beschliesst, ein Windrad zu bauen! Doch niemand traut es ihm zu. »Alle, inklusive meiner Mutter, hielten mich für verrückt. Ich konnte die Bücher ja noch nicht einmal lesen, weil mein Englisch dafür nicht ausreichte,« berichtet William heute von jener Zeit. »Aber ich habe mir die Diagramme und Bilder angeschaut. Auf einem Schrottplatz habe ich das nötige Material gesammelt. Und ich habe es ihnen bewiesen und meine Maschine gebaut!«
Heute ist William Kamkwamba 23 Jahre und lebt seine Big Five for Life: mehrere Windräder versorgen inzwischen sein
Heimatdorf. William selbst hat sich durch seine Beharrlichkeit mehrere Stipendien verdient. Im Herbst wird er ein Ingenieurstudium in den USA beginnen.
Zweimal bereits wurde William zu einer TED-Konferenz eingeladen, um über seine Arbeit zu sprechen.
William ist eine große Inspiration für viele Menschen weltweit. In seinem zweiten TED-Auftritt im
vergangenen Jahr (oben) beschreibt William am Schluß seine Motivation:
Bei meinem ersten TED-Auftritt 2007 war ich 19. Ich war furchtbar nervös, niemals zuvor war ich von sovielen Azungos umgeben, so viele Weiße. Mein Englisch versagte. Ich brachte nicht viel mehr raus als ”Ich hab’s versucht. Und ich hab’s gemacht.“ Deswegen bin ich heute stolz hier zu stehen und allen Afrikanern und allen Armen zuzurufen, die ihr Mühe habt, an eure Träume zu glauben. Gott segne euch! Vielleicht werdet ihr das hier eines Tage im Internet sehen. Ich sage euch: Vertraut auf euch – und glaubt an euch! Was immer auch passiert – gebt niemals auf!
Auch für Azungos wie Jack ist dies eine wunderbare Inspiration! Danke, William!
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