Ein merkwürdiger Streit, der sich da aktuell auf höchster Ebene zwischen dem Spitzenverband der Deutschen Industrie- und Handelskammern (DIHK) und der Hochschulrektorenkonferenz (HRK), dem Dachverband aller Universitäten und Fachhochschulen abspielt. Alles dreht sich um die Frage, wer dafür verantwortlich ist, dass die Erwartungen der Wirtschaft an die Hochschulabsolventen häufig enttäuscht werden. »Die Hochschulen,« meint DIHK-Präsident Driftmann, müssten die Absolventen besser auf die Anforderungen der Praxis vorbereiten. »Die Wirtschaft,« hält dem HRK-Präsidentin Wintermantel entgegen, sei selbst für die Einarbeitung der Absolventen zuständig. Wie wäre es mit einer stärkeren Fokussierung auf die Lebensziele der Absolventen? Auf die echten, persönlichen Erfolgsparameter von Studenten und Mitarbeitern? Auf die Big Five for Life!?!
Ich finde es bezeichnend, wie eigensinnig beide Streitparteien das Thema behadeln. Jeder fragt vordringlich nach seinem Nutzen. Die Wirtschaft will ihre Anforderungen erfüllt sehen. Die Hochschulen berufen sich auf ihre wissenschaftlichen Aufgaben. Niemand fragt nach der besten persönlichen Lösung für die Menschen, die hüben wie drüben Anforderungen erfüllen sollen. Merkwürdig, oder?
Wie steht es mit dem Zeugnis, was sich die Wirtschaft selbst ausstellt, wenn sie eingesteht, sehr viele „falsche“ Entscheidungen bei Einstellungsgesprächen zu treffen. Wie ist es um die Klarheit der Erwartungen bestellt, die an Kandidaten auf dem Arbeitsmarkt gerichtet werden? Wie steht es mit der Verantwortung, die Unternehmen tragen, wenn sie mit vielversprechenden Worten Bewerbern eine Scheinrealität vorspiegeln, die es häufig weder bei den Arbeitsbedingungen noch bei dem Mission Statement und der Selbstwahrnehmung des Unternehmens gibt. Welches Unterehmen kennt seinen Zweck der Existenz?
Für meinen Geschmack zu wenige! Und genau so sieht es in den Hochschulen aus, wo bereits die Auswahl der Studierenden unter fehlgeleiteten Bedingungen stattfindet. Welcher Bedarf soll gerade erfüllt werden? Jedenfalls viel zu selten der Bildungshunger und der Wissensdurst der Studierenden. Die Gründe sind gewiss vielschichtig, aber ganz sicher spielt eine Rolle, dass die kurzfristigen „Erfolgsquoten“ der politisch abhängigen Institutionen und Statusdenken in sowohl Hochschulverwaltung und Lehrkörper den Fokus verschoben haben. Ein Fokus, der nicht mehr darauf gerichtet ist, auf was es ankommt: die volle Entfaltung des individuellen Potenzials jedes Studenten, Bewerbers und Mitarbeiters zu ermöglichen. Und dieses Potenzial entfaltet sich dann, wenn es berücksichtigt, dass alles mit allem zusammenhängt. Genau das ist das Konzept der Big Five for Life!
Wer den afrikanisch-spirituell gefärbten Kontext oder die Prosa der fiktionalen Bücher nicht (ernst nehmen) mag, tut jedoch gut daran, die zahlreichen Hinweise zu studieren, die etwa Daniel Pink in seinem jüngsten Sachbuch „Drive zusammen getragen hat – und die genau das bestätigen: Wer das Bedürfnis von Menschen – Mitarbeitern oder Studenten – ignoriert, einem höheren Zweck zu dienen, wird suboptimale Ergebnisse erzielen. Ganz gleich, worin dieser Zweck für jede einzelne Person auch besteht: Wer ihn nicht findet, bleibt unter seinen Möglichkeiten zurück. Die Big Five for Life sind ein Konzept, Mitarbeitern und Studierenden zu helfen, ihren Zweck der Exisenz zu finden und ihm nachzugehen. Diese wesentliche Gemeinnützigkeit des Konzept ist es, die mich so fasziniert. Und motiviert, das Konzept weiter zu tragen, bis es auch der DIHK und die HRK verstehen!
Pingback: Uwe Alschner
Danke für diesen Blog, in dem u.a. gefragt wurde: „Wie wäre es mit einer stärkeren Fokussierung auf die Lebensziele der Absolventen? Auf die echten, persönlichen Erfolgsparameter von Studenten..?“
als erster Ansatz in diese Richtung wäre es gut, wenn alle Studierenden im Studium lernen würden eigene(!), für sich selbst stimmige (Lern-)Ziele zu definieren und zu verfolgen.
An der FH Hannover werden deshalb derzeit Selbstcoaching-Workshops für Studierende eingeführt, in denen Standard-Coachingmmethoden vermittelt und trainiert werden.