Es gibt vieles, was sich an Politikern kritisieren lässt. Und es gibt auch einiges, was sich an Bundesminister zu Guttenberg kritisieren lässt. Was jedoch gegenwärtig in dem vermeintlichen „Märchen vom ehrlichen Karl“ (SPIEGEL 8/2011) veranstaltet wird, wirft zuallerst ein grelles Schlaglicht auf den Zustand der Gesellschaft, in der wir leben. Warum debattieren die mediale und politische Elite und mit ihnen viele Menschen über die Doktorarbeit eines hohen Politikers? Allen, die daran mitwirken, fehlt das Bewusstsein für die Big Five for Life. Für ihre persönlichen Big Five for Life! Wer das Konzept der Big Five for Life von John Strelecky versteht und weiß, welches die Dinge sind, auf die es im eigenen Leben ankommt, wird sich an solcher Art politischer Wilderei nicht beteiligen.
Klar ist: Mit Guttenberg wird ist ein übles Spiel gespielt. Er ist öffentlich an den Pranger gestellt worden, ohne dass die Regularien für solche Zweifelsfälle angewendet worden wären und die Vertraulichkeit vorsehen. Es ging also nicht um „Wissenschaftlichkeit“, sondern um ein anderes Ziel. Selbst das wichtige Gut der „demokratischen Transparenz“ hätte es nicht rechtfertigen können, was nun geschah. Denn die „Vertuschung“ (das, was durch Transparenz verhindert werden soll), war nicht mehr möglich. Alle Instrumente, die nun zum Einsatz gekommen sind, wären auch nach einem etwaigen unberechtigten Freispruch durch die Promotionskommission der Universität in Bayreuth verfügbar und wirkungsvoll gewesen. Vielleicht sogar wirkungsvoller.
Worum es ging, ist nicht ganz klar, doch es spricht viel dafür, dass eine politische Agenda vorlag. Also dass Guttenberg aus politischen Gründen öffentlich vorgeführt werden sollte. Ich möchte mich an solchen ferngesteuerten und interessengeleiteten Spielen nicht beteiligen. Denn die können „böse ausgehen“, weil die Bereitschaft guter Leute, sich in den Dienst der Gemeinschaft zu stellen, nicht steigt, wenn sie fürchten müssen, dass mit ihnen ebenso umgesprungen werden könnte! Es gibt Regeln, die das Miteinander organisieren. Und diese Regeln – eine zunächst vertrauliche Prüfung der Vorwürfe – sind hier verletzt worden. Demokratische und wissenschaftliche Fairness gebieten es, die Prüfung unter Unschuldsvermutung durchzuführen. Und erst nach Abschluss der Prüfung zu urteilen! Erst dann steht zur Debatte, was für Konsequenzen zu ziehen sind. Nicht vorher!
Was sich auf dieser politischen Bühne abspielte, geschah nicht im öffentlichen Interesse, wie ich die Big Five for Life hier umschreiben will. Ankläger und beteiligte Medien haben sich so verhalten, wie die Wilderer in der Safari des Lebens. Sie gehen auf Elefantenjagd aus niederen Beweggründen. Sie schiessen stolze Tiere und verhindern damit, dass diese ihre Big Five for Life nicht mehr verwirklichen können. Das ist die Tragik: Guttenberg, der zwischenzeitlich seinen Doktortitel zurück gegeben hat, ist nicht der Elefant, den Ma Ma Gombe und Jack in der Geschichte schützen. Sie schützen die Demokratie, sie schützen das Ansehen der Politik! Sie werfen sich auf die Wilderer und machen sie dingfest, damit die Demokratie weiter gedeihen kann, indem sich integre Persönlichkeiten zum Dienst an der Gemeinschaft bereit erklären. Das werden sie nur tun, wenn sie darauf vertrauen können, dass es andere gibt, die sich auf heimtückische Wilderer stürzen. Auf Wilderer, die kostbares Elfenbein erbeuten wollen, um damit persönlichen Profit zu erzielen. Dieses Motiv ist egoistisch – und daher qua Definition nicht im Einklang mit den Big Five for Life. Was Strelecky Big Five for Life nennt, bezeichnete Kant als Kategorischen Imperativ. Das ist die Erkenntnis, dass alles mit allem verbunden ist, wie es Ma Ma Gombe nennt. Die Big Five for Life können daher nicht egoistisch sein!
Karl Theodor zu Guttenberg ist in dieser Geschichte das Elfenbein. Auf ihn haben es die politischen Wilderer abgesehen, weil sie ihn als Schnitzerei für ein Wohnzimmer, wie es Ma Ma Gombe formuliert, also als politische Trophäe ausnutzen wollen. Oft wird Elfenbein zu Schachfiguren verarbeitet. Insofern passt dieses Bild: Guttenberg als kostbare Schachfigur, die aus dem Spiel genommen werden soll, damit der politische Gegner geschwächt und letztlich schachmatt gesetzt werden kann.
Politik ist aber kein Schachspiel, erst recht nicht in der Demokratie. Demokraten können gegeneinander nicht gewinnen, nur miteinander. Dazu ist es erforderlich, Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren: auf die Dinge, um die es im Leben wirklich geht! John Strelecky nennt sie die Big Five for Life. Sie haben eine große Relevanz!
Als wäre nichts gewesen: Karl Theodor zu Guttenberg legt seinen Doktortitel ab und darf Minister bleiben. Das ist nur eine Fußnote in seiner Traumkarriere. Sicher, keinen interessiert es mehr. Der Guttenberg wird sich noch Bundeskanzler. Das spricht viel für die Kultur in unserem Lande.