Ein wirklich grandioser Film rechtfertigt es, von einem Vorsatz für das neue Jahr abzuweichen (und nicht schon in den ersten vier Wochen ein Stück über einen Kinofilm zu posten). Immerhin ist MyBigFive ein Blog für Menschen, die an persönlicher Entwicklung interessiert sind. Aber erstens ist „Made in Dagenham“ (deutscher Titel We want Sex) kein Hollywoodstreifen, sondern erstklassiger britischer Humor mit pädagogischem Gehalt und zweitens ein Film, der sich gerade um die persönliche Entwicklung von Menschen dreht. Es geht um den mit einem historischen Streik im Jahr 1968 erkämpften Grundsatz von gleichem Lohn für gleiche Arbeit zwischen Männern und Frauen. Ein Streik, der anfangs instrumentalisiert zu werden drohte für persönliche Machtspiele zwischen der FORD-Werksleitung in Dagenham und windigen Gewerkschaftsfunktionären. Und der sich dennoch daraus befreite, indem 187 einfache Arbeiterinnen erkannten, welche Chance sich ihnen bot, ein zivilisatorisches Trauerspiel zumindest formal zu beenden.
Der Film gewinnt seine Autenzität u.a. aus einer bestechenden Nachbildung der 1960er Jahre. Die waren wie in einer Reportage zur Filmpremiere auf youtube berichtet wird, nur teilweise sexy und frei.
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Doch die Abgrenzung verlief nicht wirklich entlang soziodemografischer Linien. Entscheidend war nicht, wer welcher Schicht entstammte, sondern was jemand aus seiner Situation machte. Rita O’Grady, eine junge Arbeiterin aus einfachen Verhältnissen (im Film gespielt von Sally Hawkins) findet nach und nach die Kraft, ein Vakuum in der Arbeitnehmervertretung zu füllen. Die es schaffte, mit „ihrem“ auch gegen Widerstände durchgesetzten Arbeitskampf letztlich Geschichte zu schreiben. Und dies ohne sich zu einer Jeanne d’Arc stilisieren zu lassen. Es kommt darauf an, was du daraus machst. Das jedenfalls sagten die wirklichen Dagenham-Ladies im Interview vor der Premiere des Films. Ein wirklich inspirierender Streifen!