Die schönste Nebensache der Welt hat wieder Hochkonjunktur: seit Freitag läuft der Ball bei der Fussball-WM in Südafrika. Auch die deutsche Mannschaft ist gut ins Turnier gestartet mit einem 4:0 über Australien. Ein für viele überraschend guter Start, angesichts zahlreicher Ausfälle und einer oft kritisierten Treue von Bundestrainer Joachim Löw zu Spielern, die in ihren Klubs „nicht überzeugen“ konnten. Zwei von ihnen, Miro Klose und Lukas Podolski, haben mit frühen Toren nun diese Kritiker verstummen lassen. „Ich weiß, was ich kann und ich habe mich auf das Spiel heute konzentriert. Ich habe mich gut gefühlt und es hat geklappt“, lautete Kloses Statement zum fragenden Reporter.
Klose und auch Bundestrainer Löw haben eine Qualität, die alle erfolgreichen Menschen auszeichnet. John Strelecky und Tim Brownson fassen sie in ihrem Buch How to be Rich and Happy so zusammen: „Während sie es natürlich vorziehen, erfolgreich zu sein, erkennen sie, dass ein Scheitern, ein Fehlversuch, einfach nur ein Schritt ist auf dem Weg zu einem Erfolg in der Zukunft.“
Doch auch das ist vielen „Experten“ oft nicht genug. So wie Dennis Wiese, Fan-Experte des ZDF, der daran erinnerte, wie viele Fehlversuche Klose selbst in diesem erfolgreichen Spiel verzeichnet habe. Im Klartext: Die Trefferquote ist ihm nicht hoch genug. Cacau, der eingewechselte Star vom VfB Stuttgart habe gleich bei seinem zweiten Ballkontakt getroffen. Das sei eben der Unterschied, an dem auch Löw nicht vorbeisehen könne.
Abgesehen davon, dass Deutschland durch das Tor von Klose in der WM-Qualifikation in Russland erst nach Südafrika reisen konnte, ist es bezeichnend, dass hier einmal mehr ein „Experte“ urteilt, der selbst nicht annähernd das Leistungsniveau gezeigt hat, welches Klose und Cacau auch dann abrufen, wenn sie nicht treffen.
Oliver Kahn übrigens schwieg zu dieser doch sehr koketten Selbstdarstellung des „Experten“. Ihm ist bewusst, wie sinnlos es ist, Spitzenleister gegeneinander auszuspielen oder an „Quoten“ zu messen, die kaum realistisch sind. Niemand trifft 100 Prozent. Erst recht nicht im Fußball. Oft schon sind deutsche Stürmer wegen zu langer Ladehemmung und ihre Trainer wegen „Nibelungentreue“ kritisiert worden. Prominentestes Beispiel ist Oliver Bierhoff, der dann Deutschland 1996 zum EM-Titel schoß und heute mit Löw die Nationalmannschaft managed.
Spitzenleister, so Boris Grundl, wissen, dass die Wiederholung der Wiederholung der Wiederholung den Unterschied macht. Sie fragen nicht „warum“, wenn sie üben, höchstens „wieviel“ Wiederholungen sie leisten müssen. Und wie Jörg Löhr hervorhebt: Es genügt dabei, kontinuierlich im Schnitt nur drei Prozent besser zu sein als der Wettbewerb, um zur Weltspitze zu gelangen! Drei Prozent – kontinuierlich!